Projekt

Die demographische Entwicklung Deutschlands hat einen rasch wachsenden Anteil alter Menschen an der Bevölkerung zur Folge. Alter ist zwar nicht zwangsläufig mit Pflegebedürftigkeit verbunden, dennoch ist ein Teil der Bevölkerung speziell im höheren Alter auf Hilfe, Unterstützung und Pflege angewiesen. Während im Jahr 2009 bei den 70 bis unter 75-jährigen nur etwa fünf Prozent pflegebedürftig waren, waren es bei den 90 bis unter 95-Jährigen fast 60 Prozent (Quelle: Statistisches Bundesamt: Pflegestatistik 2009 – Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung – Deutschlandergebnisse. Wiesbaden, 2011. S. 8.).

Zum 1. Januar 2013 ist die Novellierung des Gesetzes zur Pflegeversicherung in Kraft getreten. Sie wird als Pflegeneuausrichtungsgesetz (PNG) bezeichnet und setzt mit der nunmehr vorliegenden 5. Generation des Gesetzes zur Pflegeversicherung den Schwerpunkt - anders als seine Vorgänger - auf die ambulante Versorgung des Pflegebedürftigen in seinem Wohnquartier.

Diese Neuausrichtung stellt die Betreuung der pflegebedürftigen Menschen durch die ambulante Versorgung dar, die durch die häusliche Pflege, in besonderen Fällen auch durch die Pflege in Pflegewohnungen im Wohnquartier, realisiert wird. Die häusliche Pflege durch Angehörige und ambulante Dienste wird am Tage durch ambulant versorgte Tagesgruppen ergänzt. Während aber der Pflegebedürftige in den Tagesgruppen durchgängig betreut ist, bedarf es bei Unregelmäßigkeiten im Schlafverhalten des Pflegebedürftigen bei Nacht einer ständigen Anwesenheit seines Angehörigen oder, in Ermangelung dieser, einer Alarmierung der Angehörigen. Nur auf diese Weise ist eine ganzheitliche ambulante Versorgung von Pflegebedürftigen in Wohnquartieren sicherzustellen. Diese Überwachung der Unregelmäßigkeiten im Schlafverhalten ist zum jetzigen Stand der Technik nicht möglich.

Dieser Lücke in der ambulanten Versorgung nimmt sich das Verbundvorhaben SPHERE an. Es wird ein System entwickelt, das geeignet ist, das Schlafverhalten Pflegebedürftiger sensorisch zu erfassen, differenziert auszuwerten und bei Bedarf entsprechende Reaktionen auszulösen. Dabei sollen nicht nur grobe Anomalien, wie z.B. das Verlassen des Betts, heftige Bewegungen oder Schreie erkannt werden, sondern auch feinere Störungen wie Insomnien, Schlafapnoen, usw., die z.T. erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben können. Bisher können solche Effekte nur unter Einsatz spezieller Sensorik und unter umfassender Verkabelung (in Schlaflaboren) erfasst werden. Im Gegensatz dazu sollen hier die zur Erkennung nötigen Körpersignale (Atemfrequenz, Schnarchen/Husten/Geräusche, Rücken/Seitenlage, Gliederbewegungen) während des Schlafs allein basierend auf entfernten Sensoren, wie z.B. 3D-Kameras, gewonnen werden. Durch einen einfachen, kompakten Sensoraufbau soll zudem der wirtschaftliche und praktische Einsatz im häuslichen Umfeld, ohne aufwendige technische oder fachliche Betreuung (wie z.B. in Schlaflaboren oder im Pflegeheimbereich), ermöglicht werden.